Im Barock bewegte sich der Mensch zwischen Extremen: So war die eigene Sterblichkeit allgegenwärtig und der Mensch wendete seine Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt, das er in vollen Zügen genießen wollte – jedoch nicht ohne sich der Bedeutungslosigkeit der Sinnesfreuden, des Reichtums und der Lust gewiss zu sein. Die Darstellungen der Vanitas-Stillleben sind ein Symptom dieser Zeit, in der Scheinhaftigkeit, Wahrheit und Vergänglichkeit unmittelbar auf-einander prallen.
Auch im 21. Jahrhundert setzen sich viele künstlerische Positionen mit der Vergänglichkeit und dem Genuss kritisch auseinander.
Bis heute können Konditoren den Menschen mit ästhetischen Produkten Genuss und Lebensfreude schenken. Das Konditorhand-werk ist seit jeher eng mit Kunst verbunden und hat weit zurück-reichende historische Wurzeln. In der Patisserie wird vor allem auch auf das visuelle Erscheinungsbild der Konditorei- und Patisserie-produkte gelegt. Dekoration und Design sind nicht ausschließlich eine Frage der Mode und der Kultur, es geht vorrangig auch um den sinnlichen Aspekt: Carpe Diem!
Sowohl barocke als auch zeitgenössische Vanitas-Stillleben sowie aktuelle Patisseriekunstwerke dienten zur Einstimmung und zur An-regung für ein eigenes bildnerisches Projekt eines Kunst-Grundkurses der 12. Jahrgangsstufe unter der Leitung von Janina Wierzbicki.
Entstanden sind zum Teil täuschend echte, sehr unterschiedliche Törtchenobjekte mit recycelten Materialien wie Lederreste und Polsterschaumstoff, die die Schülerinnen und Schüler in eigenen Vanitasstillleben fotografisch inszeniert haben.
J. Wierzbicki