Radsport: Ohne Moos nichts los

 

Mit freundlicher Genehmigung der Rheinpfalz und Klaus Kullmann – Bericht vom 13.06.2025

Ohne Moos nichts los

Radsport: Auf ihrer Trainingsbahn in Dudenhofen haben Luca Spiegel, Henric Hackmann und Alessa-Catriona Pröpster ihre deutschen Meistertitel zu verteidigen. Die Kaiserslauterer Dreier-WG präsentierte sich mit ihrem Bahnradteam Rheinland-Pfalz in Enkenbach-Alsenborn. Da stellten sich auch zwei neue Gesichter vor.

Foto: privat

 

Kaiserslautern. Es ist guter Brauch, den Sponsoren einen Hausbesuch abzustatten. Zumindest spielen Hermann Mühlfriedel und Frank Ziegler, die Macher des 2018 gegründeten Bahnradteams Rheinland-Pfalz, diese Trumpfkarte im Geben-und-Nehmen-Spiel aus. Denn: Im Sport ist ohne Moos nun mal nichts los. Zwar ist Kaiserslautern (mit der Radrennbahn in Dudenhofen) Sitz eines Bundesstützpunktes und eines Landesleistungszentrums, bietet mit einer Eliteschule des Sports und angeschlossenem Internat und Kraftraum sehr gute Bedingungen, aber mit öffentlichen Geldern allein bringt kein Trainer zwei, drei Athleten zu Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen. Frank Ziegler schaffte das mit Luca Spiegel, Henric Hackmann und Alessa-Catriona Pröpster, die vor einem Jahr am Heinrich-Heine-Gymnasium eine gemeinsame Wohnung bezogen. Mehr noch: Zu dritt 2028 nach Los Angeles – das ist die große olympische Vision des Teams. Doch nur regionale Sponsoren und die Sporthilfe Rheinland-Pfalz sichern diesen Traum in der material- und trainingsintensiven Sportart ab. Matthias Korz, mit Ehefrau Michaela Geschäftsführer des 1978 familiengeführten Baggerunternehmens, konnte bei der Teampräsentation in Enkenbach-Alsenborn den Sportlerinnen und Sportlern gute Tipps aus eigener Erfahrung auf den Weg zum Erfolgs mitgeben: „Immer geradeaus gehen, immer alles geben“, beschrieb Korz, wie er es von einem zu 50 Baggern und einem Radlader zu 40 Lkw brachte. Einzig beim Landauer Luca Spiegel läuft’s derzeit rund. Er hat beste Aussichten, seine Meistertitel bei der DM in Dudenhofen und der U23-EM in Anadia zu verteidigen. Der Kirchheimer Henric Hackmann dagegen muss sich noch eine Woche durch die Reha bei Wunderheiler Mike Steverding in Landau kämpfen, nachdem er sich im Krafttraining in Cottbus vor knapp drei Wochen am Rücken verletzte. „Ich war bis dahin in einer Topform und bin nun selbst gespannt, wie ich diesen Rückschlag mit Blick auf die DM und die EM verkrafte“, sagte Hackmann. Alessa Pröpster ist auf dem guten, aber mühsamen Weg, den Sturz im Dezember in London zu verarbeiten. „Ich bin diejenige im Team, die das Pech angezogen hat. Aber ich bin immer wieder überrascht, was mein Körper alles wegstecken kann“, sagte sie. Im HHG-Internat leben aber auch zwei weitere Teammitglieder: Schon etwas länger Tim Herzog, der aus Rottweil stammt, und seit März Lara-Sophie Jäger, die sich in Erfurt nicht mehr wohlfühlte. „Alessa als Trainingspartnerin, etwas Besseres hätte ich mir kaum aussuchen können“, gestand sie. Eine EM-Teilnahme in Anadia hat der fast 18-jährige Herzog nur knapp verpasst, seinen kapitalen Sturz vor vier Wochen in Augsburg gut weggesteckt, nun träumt er vom DM-Podium im Keirin und Zeitfahren. Bundespolizistin Jäger (21) strebt in Anadia eine EM-Medaille im Teamsprint an. Als sechstes Mitglied durfte sich Maike Hausberger dem Team anschließen. Die 30-Jährige stammt aus Trier und lebt, nachdem sie Cottbus den Rücken kehrte, in Stuttgart. Die ehemalige Leichtathletin hat sich nach Olympia 2016 zwei Jahre im Triathlon versucht und sattelte dann aufs Zweirad um. Mit Erfolg: Hausberger, die mit dem Handicap einer halbseitigen Lähmung Leistungssport bestreitet, holte bei den Paralympics in Paris Bronze auf der Bahn und Gold im Straßen-Zeitfahren. Danach musste sie schauen, wie sie ihre Motivation wieder findet. „Was kommt jetzt?“, dachte sie damals. Und siehe da, es kam Frank Ziegler mit seinem Angebot. „Ich bin ihm dafür sehr dankbar, denn im Parasport gibt es solche tollen Teams nicht“, sagte Hausberger.

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