Klettern: Traum vom Kletterturm wird real

15.02.2022

Traum vom Kletterturm wird real

Den Wunsch gibt es schon länger, die Ideensammlung und das Gemeinsam-nach-Lösungen-Suchen auch. Jetzt wird das Ganze aber konkret: das Projekt wird ausgeschrieben. Alpenverein, Heinrich-Heine-Gymnasium und TU Kaiserslautern wollen gemeinsam einen Kletterturm bauen, der Athleten fit macht für die Olympischen Spiele.

Die Idee, die dahintersteckt ist die, dass die Infrastruktur, die dann entsteht, eine Förderung für die olympisch gewordene Sportart bietet, die so zumindest deutschlandweit ihresgleichen sucht. Eine Wand, an der für die olympischen Disziplinen Lead (Klettern am Seil so hoch wie möglich) und Speed (Klettern an einer weltweit genormten Route so schnell wie möglich) trainiert werden kann, gibt es in der näheren Umgebung nicht. „Mit der Boulderhalle RockTown, der Barbarossahalle und dem Kletterturm wären wir perfekt ausgestattet und hätten die perfekten Bedingungen“, sagt Lothar Lukoschek, Sektionsvorsitzender des Deutschen Alpenvereins (DAV) in Kaiserslautern, der vor knapp einer Woche zusätzlich zum Landesvorsitzenden gewählt wurde. Er hält die Zusammenarbeit mit der Uni für ziemlich einmalig. „Eine solche Kooperation wurde selten bis gar nicht geübt.“ Doch in Kaiserslautern nahm die ursprüngliche Idee schnell Formen an. Auch gefördert und gepusht durch den verstorbenen Leiter des Hochschulsports, Thomas Woll. Die Felder waren bald abgesteckt: „Für den Betrieb, das Handling und die Verkehrssicherungspflicht ist die Uni zuständig“, zählt Lukoschek auf. Wie sich da die Kosten aufteilen und wer welchen Part zu übernehmen hat, ist das Thema, das vor allem die Kritiker im Deutschen Alpenverein stark beschäftigte und noch weiter beschäftigt. „Finanzierung steht“Für den neu gewählten Landesvorsitzenden, der jetzt die Ausschreibung des Projektes in die Wege leiten darf, steht die Finanzierung: „Die Kosten auf unserer Seite werden im Wesentlichen durch Fördermittel aufgefangen. Da bleibt ein deutlich vierstelliger Betrag übrig, der verteilt sich auf die Sektionen.“ Dass nicht alle Sektionen bereit sind, für den Kletterturm Geld auszugeben, zeigte sich bei der Mitgliederversammlung Anfang Februar in Kaiserslautern. Da gab es vor allem Kritik an jenem Restbetrag, der durch den Betrieb Jahr für Jahr anfällt. Und nicht jeder sieht die Notwendigkeit, die Kletterer, die nach Wettkampfregeln an künstlichen Wänden üben und sich messen wollen, zu unterstützen. Lukoschek sieht das anders. „Für die Spitzensportförderung ist der Landesverband des DAV eigentlich zuständig, aber für einige ist der Verein noch zu sehr Wanderverein.“ Der neue Landeschef hält die Möglichkeiten, die sich in Kaiserslautern bieten, für einmalig: die Nähe zwischen Barbarossahalle, Uni, Heinrich-Heine-Gymnasium. Die Bereitschaft von allen, zusammenzuarbeiten. „Vielleicht hat unser kleiner Landesverband ja Angst vor der eigenen Courage?“, meint er. 430.000 Euro BaukostenDass nicht alle Mitglieder begeistert vom rund 16,5 Meter hohen Großprojekt sind, war auch bei der Mitgliederversammlung des Landesverbandes zu spüren, die in der Aula des Heinrich-Heine-Gymnasiums über die Bühne ging. Auf der Tagesordnung standen zum einen die Neuwahlen, bei denen Lukoschek, der das Amt des aus persönlichen Gründen zurückgetretenen Landesvorsitzenden kommissarisch übernommen hatte, offiziell gewählt wurde. Ein umfangreicherer Tagesordnungspunkt war das Projekt Kletterturm. Klettertrainer Johannes Lau stellte die Idee und die Pläne mit einer Powerpoint-Präsentation vor. „Dann wurde lange diskutiert und besprochen“, berichtet Lukoschek. „Die kritischen Sektionen haben viel gefragt und dann doch dagegengestimmt.“ Am Ende gab es eine 8:4-Mehrheit, mit der das Mandat an den Vorstand erteilt wurde, den Kletterturm auszuschreiben. Der Vorstand erhielt außerdem die Ermächtigung, Haushaltsmittel so umzuschichten, dass 20.000 Euro an Mitteln freiwerden, die in dem Zusammenhang gebraucht werden könnten, zum Beispiel für Ingenieursleistungen. Rund 430.000 Euro Baukosten inklusive Fundament, Nebenkosten und Außenanlagen sind für das Projekt veranschlagt, davon 380.000 allein für den Turm. Kooperation mit der TUDass für das Gelände nicht noch zusätzliche Kosten anfallen, liegt daran, dass die TU dem Projekt gegenüber von Anfang an aufgeschlossen war. Der Klettersport passe hervorragend zur Lage der TU am Rande des Pfälzerwalds mit seinen ausgewiesenen Kletterrevieren, findet Arnd Poetzsch-Heffter, Präsident der TU Kaiserslautern, der noch ganz andere Aspekte sieht. „Durch das Klettern werden wichtige Kompetenzen wie Verantwortungsbewusstsein, Zielstrebigkeit, Ausdauervermögen, Mut und Lösungsorientierung vermittelt – Aspekte, die die fachliche Ausbildung einer Universität hervorragend ergänzen.“ Die Uni opfert für das Projekt zwei ihrer Tennisplätze – die beiden neben den Gewächshäusern. Dafür übergibt das Land, das Eigner des Geländes ist, das Areal an die Uni und gestattet ihr, es dem Alpenverein zur Nutzung zu überlassen. „Hauptprofiteur ist der Alpenverein, insbesondere der Landesverband mit dem Kadertraining für die Kaderathleten“, listet Max Sprenger, der stellvertretende Leiter des Unisports auf. Er kennt die Details des Vertrags, der zwischen dem Alpenverein und der TU geschlossen wird. Der Turm sei außerdem wichtig für den Förderschwerpunkt Klettern an der Eliteschule des Sports, dem Heinrich-Heine-Gymnasium, aber auch für die Uni, sagt er. „Er erweitert das Sportangebotportfolio für die Studierenden und die Mitarbeiter.“ Der Turm soll aber auch für den Breitensport genutzt werden können, und da kommt wieder der Unisport als Betreiber auf den Plan. „Der Landesverband hat keine Kapazitäten, um das anzubieten. Wir sind als Unisport Profis drin“, erklärt Sprenger. „Als Unisporteinrichtung bieten wir Sportmöglichkeiten für Studierende, Mitarbeiter und Gäste an.“ Sprenger, der aus der Kletterszene kommt, Jugendreferent und Trainer beim DAV war, kann sich Kletterkurse am Turm vorstellen, Lehramtsstudenten, die dort üben, Lehrer, die dort für die Schule ausgebildet werden, Studenten, die eine Zusatzqualifikation erwerben, um zum Beispiel Kletter-AGs leiten zu können. Für die Uni bedeutet das, sie muss Personal stellen, hat die Verkehrssicherungspflicht, wenn eine Sportstätte auf ihrem Gelände entsteht, ist für die Zugangskontrolle zuständig. „Für uns ist das wie eine Sportanlage in der Sportanlage“, erläutert Max Sprenger. Die Arbeitsfelder sind für ihn klar verteilt: „Um Leistungssport und Wettkampf kümmert sich der Landesverband in Eigenregie. Parallel dazu ist der Turm nutzbar für das Heinrich-Heine-Gymnasium, den Sportbund und die Uni.“ Doch jetzt ist erst einmal der DAV-Landesverband an der Reihe: Er muss Kostenvoranschläge einholen. Und dann muss die Mitgliederversammlung ihre endgültige Zustimmung zum Bau geben.

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