13.11.2021
An der frischen Luft war der Stammkurs 11h von Frau Barth am Wandertag Ende Oktober zwar nicht zusammen, dafür gab es jedoch die beste Vorbereitung auf einen gemeinsamen Theaterbesuch, die man sich nur wünschen kann: Die Hauptdarstellerin des Stücks ‘Bürckel’ von Peter Roos kam persönlich in unsere Aula und spielte einige Szenen vor, die die anschließende Gesprächsrunde hervorragend einleiteten. Als Hilde Bürckel, Frau des ehemaligen pfälzischen Gauleiters, steht Hannelore Bähr normalerweise fast zwei Stunden in einer hoch gelobten Inszenierung allein auf der Bühne des Pfalztheaters und lässt die Zuschauer ein Stück deutscher Verdrängungsgeschichte erleben.
Im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern der 11h, die vorbereitende Lektüre bearbeitet hatten, sowie den beiden Lehrerinnen, Frau Barth und Frau Schwedler, wurden verschiedenste Aspekte des Theaterstücks selbst, seiner Entstehungsgeschichte, des historisch-politischen Hintergrundes und auch des schauspielerischen Handwerks beleuchtet. Gerade zum besseren Verständnis dieses letztgenannten Aspekts war es von besonderem Vorteil, dass Frau Bähr die gestellten Fragen beantworten und Ergänzungen vornehmen konnte und keine Vermittlung durch eine Dramaturgin stattfand. Außerdem konnte Frau Bähr natürlich einige kleine Geschichten rund um das Stück und seine Inszenierung erzählen, was die Gesprächsrunde angenehm persönlich machte.
Auf Nachfrage von Frau Bähr berichteten die Schülerinnen und Schüler offen von ihrer eigenen Beschäftigung mit dem Thema ‘Nationalsozialismus’. Es wurde schnell klar, dass alle Anwesenden das Wissen um die NS-Zeit und ihre Greueltaten (wie der im Stück thematisierte Abtransport nach Gurs, damit Bürckels Gau als erster “judenrein” war) für unverzichtbar halten, zumal mittlerweile kaum mehr Zeitzeugen leben.
Am Folgetag zeigten sich die Schülerinnen und Schülerinnen in einem kurzen Nachgespräch bereits beeindruckt und ihr Interesse am zweiten Teil des Wandertags war in besonderem Maße geschürt, da sie sich – nach eigenen Aussagen – nicht nur besser vorbereit fühlten auf den Theaterbesuch, sondern auch bereits in Bann gezogen waren von Frau Bährs Kurzdarbietung, obwohl diese ohne Kostüme, ohne Bühnenbild und ohne Ton-Effekte stattgefunden hatte.
Der gemeinsame Theaterabend am 11. November hinterließ dann erst recht großen Eindruck, nicht nur bei der 11h, sondern auch bei den beiden Lehrkräften, die das Stück bereits im Juli im Großen Haus gesehen hatten. Auf der Werkstattbühne vermittelten sich die Emotionen noch direkter und man konnte auch die kleinste Gesichtsregung Hilde Bürckels erkennen. Diese Nuancen, die Ambivalenz der Figur, die historischen Details, aber auch den “Wahnsinn an Text”, den Frau Bähr auswendig zu lernen hatte, waren alles Aspekte, die die Schülerinnen und Schüler am Ende als “fesselnd” bezeichneten.
Was will man mehr von einem Wandertag?!
Inszenierungsfotos: Thomas Brenner